Die Studie des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI „Batterien für Elektroautos: Faktencheck und Handlungsbedarf“ aus dem Jahr 2020 geht davon aus, dass für den steigenden Bedarf der Elektromobilität an bestimmten Metallen bis 2050 genügend Rohstoffe vorhanden sind. Durch neue Werkstoffe könne der Gehalt insbesondere an Lithium, Kobalt und Nickel in den Energiespeichern gesenkt werden. Nickel und Kobalt, sowie aber mit einem geringerem Prozentsatz auch Lithium könnten aus den Batterien zurückgewonnen werden.

Kobalt ist ein ferromagnetisches, sehr zähes Schwermetall. Zunächst wurde Kobalt als Farbstoff für Glas, Porzellan und Keramik und als Legierungsbestandteil in hochfesten Stählen verwendet. Es wird nun zunehmend in der Elektrotechnik besonders bei Elektromobilen benötigt. Es kommt in der Erdkruste  mit einem Anteil von 0,004 Prozent vor. Meist ist es zusammen mit Kupfer, Silber, Eisen, Uran und Schwefel in verschiedenen Erzen enthalten. Die Förderung stieg bis 2015 auf etwa 125.000 Tonnen pro Jahr an. Zurzeit sind Kobalt-Reserven in Höhe von 7,2 Millionen Tonnen bekannt. Ohne die Manganknollen schätzt man die Ressourcen auf 25 Millionen Tonnen. Da der Bedarf stark ansteigen wird, versuchen Konzerne wie Lockheed Martin Abbaurechte für die Erzknollen in der Tiefsee zu bekommen. . Kobalt für die Elektro-Mobile von BMW wird in der Mine Bou Azzer in Marokko gewonnen. Dort kam es zu Umweltschäden durch extrem hohe Arsenwerte in einem unterhalb der Mine gelegenen Fluß. Die Grenzwerte wurden um das 180-fache überschritten.8 Seit langen ist die Demokratische Republik Kongo der größte Förderer des seltenen Metalls. Dort wurden in den letzten Jahrzehnten meist etwa zwei Drittel der Weltförderung oft unter prekären Bedingungen, wie Kinderarbeit und ungesicherte Minen, gewonnen. Die Region Katanga wurde nicht umsonst Namensgeber für das „Katanga-Syndrom“, das für Devastierung, massive Umweltzerstörung, durch Abbau von nicht-erneuerbaren Rohstoffen steht. Im Kapitel acht werde ich einige Aspekte des Kolonialismus in diesem Gebiet behandeln. Bezeichnend ist, dass sich das Gebiet seit Ende der fünfziger Jahre überwiegend in krieghaften Zuständen befindet. Oft rauben Söldnerbanden Rohstoffe, Gold und Diamanten und bereichern sich maßlos. Ein Teil des Geldes wird für Waffenkäufe verwendet. Die geraubten Werte lassen das Bürgerkriegsgeschehen zu einer Art perpetuum mobile der Grausamkeiten werden. Ein Drittel der inzwischen 97 Millionen Einwohner ist von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, Millionen leiden täglich Hunger. In einem der rohstoffreichsten Länder der Welt sind 5 Millionen Menschen auf der Flucht und drei Viertel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Beim Entwicklungsindex steht das Land auf Platz 175 von 189.1  Würden die Beschreibungen der Vorteile der Globalisierung durch westliche Politiker stimmen, müssten die Kongolesen zu den wohlhabendsten Menschen der Erde gehören. Viele von ihnen sind aber froh, wenn sie die jeweils nächsten Tage überleben.

Ein weiteres wichtiges Metall ist Nickel. Vermutlich befindet sich der überwiegende Teil des Nickels der Erde im Erdkern. In der Erdkruste kommt es mit einem Anteil von 0,008 Prozent vor. Am Edelstahl V2A und ähnlichen Chrom-Nickel-Stählen hat es meist einen Legierungsanteil von 8 Prozent. Solche korrosionsbeständigen, hochfesten Stähle werden u.a. in Flugzeugturbinen verwendet. Um Nickel wirtschaftlich abbauen zu können, muss es mindestens in einer Konzentration von 0,5 Prozent vorliegen. Man schätzt die abbaubaren Nickelvorkommen der Erde auf 70 bis 170 Millionen Tonnen. Zurzeit werden etwa 2,5 Millionen Tonnen im Jahr abgebaut. Die größten Nickel-Produzenten sind Indonesien, die Philippinen, Russland und Neukaledonien. Der Abbau beispielsweise dort auf Sulawesi und Neukaledonien erfolgt in wertvollen nun dem Untergang geweihten Regenwaldbiotopen.

Mangan ist in der Erdkruste deutlich häufiger vertreten als die oben aufgeführten Metalle. Der geplante Abbau von Manganknollen wird vor allem wegen Kobalt und anderen Metallen erwogen. Sollte der Abbau in der Tiefsee beginnen sind Umweltschäden in einer neuen Dimension zu befürchten. Die Tiefseebiotope werden nach einem etwaigen Abbau extreme Zeitspannen zur Erholung benötigen. Möglicherweise könnten die Schäden irreparabel sein. Der Bedarf von Chrom steigt gegenwärtig ebenfalls stark an. Im Jahr 2010 wurden bereits 27 Millionen Tonnen Chromit-Erz gefördert3. Man geht schätzungsweise von Reserven von Chromit in Höhe von 570 Millionen Tonnen aus2. Diese Schätzung enthält auch noch nicht prospektierte mutmaßliche Vorkommen. Sollte der Bedarf nicht weiter ansteigen, würde diese Menge etwa noch 20 Jahre ausreichen. Damit erweist sich eine erste Berechnung, die schon 1972 vom Club of Rome publiziert wurde, als einigermaßen realistisch. Diese ging von einem massiven Anstieg der Gewinnungskosten ab dem Jahr 2040 und einem dramatischen Abfall der Verfügbarkeit ab 2070 aus und wurde von den Medien häufig sehr ins Lächerliche gezogen.

4.3.5. Phosphor

Ohne Phosphor ist unser Leben auf der Erde nicht denkbar. Er ist wichtiger Bestandteil existentieller Moleküle aller Pflanzen und Tiere. Phosphatverbindungen bilden beispielsweise das schraubenförmige „Rückgrat“ der Doppelhelix unserer DNA und auch die Basis von RNA-Strängen. Wichtig sind Adenosin-tri- und Diphosphat im Energiestoffwechel. Da unsere moderne Landwirtschaft dem Boden Phosphat entzieht, der dann teilweise mit unserem Urin ins Meer abfließt und dort durch die geringe Konzentration nicht wieder zurückgewonnen werden kann, muss der Boden mit Phosphor gedüngt werden. Phosphate kommen zwar mit 0,09 Prozent recht häufig in der Erdrinde vor, aber nur wenige Vorkommen sind wirtschaftlich abbaubar. 80 Prozent aller Phosphat-Minerale kommen in den Ländern Südafrika, Marokko, West-Sahara und Jordanien vor. Neue Berechnungen gehen davon aus, dass die explorierten Vorkommen nur noch wenige Jahrzehnte reichen werden. Außer in diesen Mineralien kommt Phosphor noch in den Exkrementen beispielsweise von Seevögeln vor. Dieser Guano wird bzw. wurde auf den Inseln Kiribati, Nauru und an einigen Stellen in Südamerika abgebaut. Das Vorkommen auf Nauru ist bereits erschöpft. Phosphor wird wahrscheinlich der problematischste Rohstoff in der nächsten Zeit werden. In Indien wurde eine Art „Nachttopf-System“ eingeführt, wo Tausend Urinsammler mit Plastetonnen und Kanistern den Urin der Bewohner einsammeln und verkaufen. Auch in Europa wird an der Rückgewinnung von Phosphaten aus menschlichem Urin geforscht.

4.3.6. Sand

Die Redewendung „wie Sand am Meer“ belegte die bis vor kurzem vorherrschende Meinung, dass dieser Rohstoff tatsächlich unendlich zur Verfügung stehen würde. Für einen Kilometer deutscher Autobahn werden etwa 30.000 Tonnen Sand benötigt. Das Problem: Sand ist nicht gleich Sand. Sand aus Wüsten kann als Baustoff nicht genutzt werden. Die Körner sind rund. Für Beton und andere Anwendungen benötigt man eckige Sandkörner. Für deutsche Autobahnen wurde in den letzten Jahren ebenfalls oft ungeeigneter Sand verwendet. Viele neue Sandgruben für den Autobahnbau enthielten Sand mit zu viel Kieselsäure. Die Folgen sieht man überall. Megastaus durch unzählige Baustellen, bei denen die vom Betonkrebs zerfressenen Betonfahrbahnen ersetzt werden müssen. Viele Autobahnkilometer haben nur wenige Jahre, einige nur Monate gehalten. In Deutschland wird die Gewinnung von Sand immer schwieriger. Über Neuaufschlüssen von Kiesgruben im Umland von Leipzig gibt es heftige Diskussionen, denn alles Land ist intensiv genutzt. Die Bauern wollen ihre raren Flächen nicht verlieren, die in der Gegend recht fruchtbar sind. Siedlungen kommen aus naheliegenden Gründen nicht in Betracht. Die verbliebenen Waldflächen stehen überwiegend unter Naturschutz. So wird in Deutschland Sand über immer größere Distanzen transportiert, was die ohnehin hohen Baukosten weiter erhöht. Sand wird nun aus Flüssen gewonnen und inzwischen 15 Prozent des benötigten Sandes aus der Nordsee herausgeholt.

An Floridas Küsten werden die Strände immer schmaler. Was ist der Grund dafür? Staudämme halten große Mengen an Sediment, hauptsächlich Sand zurück. Die Auswirkungen sind an den Stränden mess- und sichtbar. Zurzeit werden jährlich 15 Milliarden Tonnen Sand weltweit verbraucht. Auch das buchstäblich auf Sand gebaute Dubai führt große Mengen Sand ein. Der rundkörnige Wüstensand ist zum Bauen nicht geeignet. Allein für den „Burj Khalifa“ wurden 400.000 Tonnen Sand benötigt. Für den Bau künstlicher Inseln werden etwa 400 Millionen Tonnen Meeressand benötigt, der mit Schiffen meist aus Asien herbeigeschafft wird.9 Ähnlich verhält es sich im Stadtstaat Singapur. In Mexiko hat sich eine regelrechte Sandmafia gebildet. Kriminelle Netzwerke sind ein Indikator für Verknappung, denn alles, außer der menschlichen Dummheit ist endlich.

 

4.4. Der Mensch als Gestalter der Erde – Bauwerke und Bergbau

Wer einmal die Tagebaue in Mitteldeutschland gesehen hat, weiß, wie gravierend die Auswirkungen dieser Tätigkeit waren und sind. Im Lausitzer Bergbaurevier war im Jahr 1924 Neu-Laubusch das erste Dorf, welches nach der Umsiedlung der Einwohner der Erde gleichgemacht und samt Umgegend und Erdreich völlig weggebaggert wurde. Bis heute wurden mehr als achtzig Dörfer in diesem Revier völlig vernichtet. Weitere 30 wurden teilweise devastiert. Mindestens 16.273 Menschen verloren dabei ihre Bauernhöfe, Häuser, Wohnungen und das gewohnte Umfeld mit Bekannten, gewohnter Landschaft und vielem mehr, das oft jahrhundertelang die Heimat ihrer Vorfahren war. Im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier wurden meines Wissens 126 Orte zerstört und mindestens 51.000 Menschen umgesiedelt. Für derartige Tagebaue verloren etwa 100.000 Menschen aus 300 Orten in Deutschland ihre Heimat. Einige Schicksale sind mir durchaus bekannt. Nach der Enteignung bekam beispielsweise eine Familie eine Neubauwohnung in Rackwitz. Soweit schön und gut, aber sie hatten bis dahin einen kleinen Bauernhof mit sehr viel Platz für eine kleine Werkstatt und ein paar Tiere, sowie einen schönen Garten. Die geringe Entschädigung kam zunächst auf ein Sperrkonto und konnte nur stückchenweise in Anspruch genommen werden. Man kann diese Zahlung mitnichten als Entschädigung bezeichnen. Viele dieser Menschen stellten danach einen Ausreiseantrag. Doch auch für die Landschaften mit ihren Pflanzen und Tieren waren die Tagebaue gravierend. Sie waren danach oftmals einfach nicht mehr da, stattdessen bis zu 100 Meter tiefe viele Quadratkilometer große Löcher. Im Süden Leipzigs verschwanden einzigartige Biotope, wie die Lauer oder die Harth, die jeweils von ganz spezifischen Lebensgemeinschaften bewohnt waren. Ich habe selbst an Umsiedlungsaktionen beispielsweise für eine Urzeitkrebsart teilgenommen, die nicht von Erfolg gekrönt war. Heute sind viele große Seen entstanden, die jedoch insgesamt den Grundwasserspiegel der mitteldeutschen Landschaft durch Verdunsten senken. Zudem wurden problematische Grundwasserleiter angeschnitten, die das Wasser einiger Seen regelrecht vergiftet haben. Die notwendige Grundwasserabsenkung während des Betriebs der Tagebaue war immens und hat zu diversen Problemen geführt. Schon Edwin Fels berichtet, dass 1928 der Grundwasserspiegel rund um den Tagebau Zeitz um 40 bis 45 Meter gesenkt wurde3.

Tagebau Blick auf Bösdorf 2000

Tagebau Zwenkau im Süden Leipzigs Blick auf das ehemalige Bösdorf im Jahr 2000

Auch im Bergbau unter Tage ist die Senkung des Grundwasserspiegels beträchtlich. Durch den Erzbergbau rund um Freiberg in Sachsen sank dort der Grundwasserspiegel um 100 Meter. Das dadurch ein Großteil der Brunnen versiegte, sollte klar sein. Die Menge aus englischen Bergwerken abgepumpten Wassers wurde für das Jahr 1913 auf 1,8 Kubikkilometer geschätzt3. Die Notwendigkeit, große Mengen Wasser aus den Bergwerken abzupumpen führte dort, ebenso wie der zur Neige gegangene Wald, zur Notwendigkeit, die Dampfmaschine zu erfinden. Die ersten Dampfmaschinen trieben ausnahmslos Wasserpumpen an. Der Abbau von Kali unter Tage schuf in Sachsen-Anhalt und Thüringen unterirdische Hohlräume, in die eine Großstadt hineinpassen würde. In einigen Gebieten kommt es zu Erdfällen, in denen ganze Häuser verschwinden können. Dieses Problem trifft auch auf das Ruhrgebiet zu. Der Untergrund dort ist durch den Bergbau löcherig, wie ein Schweizer Käse. Nach und nach senkt sich das ganze Gebiet ab. Einige Gemeinden sind schon um bis zu 25 Meter abgesunken. Der Essener Hauptbahnhof liegt heute 15 Meter unter dem Wasserspiegel des Rheins4. Langfristig gesehen werden große Teile des Ruhrgebietes eines Tages unter Wasser sein.

Die Bau- und Wühltätigkeit des Menschen lässt so Teile der Erdkruste absinken. Kein anderes Lebewesen vorher hat so etwas fertig gebracht. Wo sind nun die wohl viele Kubikkilometer zählenden Massen hingelangt. Bei diesen Volumina handelt es sich zum großen Teil um Kohle, von der sich nun ein großer Teil als Kohlendioxid in der Atmosphäre befindet. Wenn man das Auge über die riesigen Seen des Leipziger Neuseenland streichen lässt, kann man erahnen welche Massen Kohlendioxid das sein müssen.

Doch auch andere Bauwerke lassen in diesem Fall durch ihr schieres Gewicht die Erdkruste absinken. Durch das ungeheure Gewicht der Hochhäuser und Wolkenkratzer, die Gebirge aus Stahlbeton darstellen, sinkt der Boden vieler chinesischer Städte ab. Der Grund, auf dem Shanghai steht, ist um etwa drei Meter eingesunken. Warum ist das so? Während sich beispielsweise Skandinavien nach wie vor anhebt, seit es von der Last der bis zu drei Kilometer dicken Gletscher befreit ist, sinken die chinesischen Städte und auch das Gebiet auf dem sich die gewaltige Drei-Schluchten-Talsperre befinden ab. Die geschieht, weil das Material unter der festen nur wenige Kilometer dicken Erdkruste zähflüssig ist. Einige Städte Chinas werden deshalb einst von Überflutung bedroht sein.

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1 https://www.caritas-international.de/hilfeweltweit/afrika/kongo/politische-humanitaere-lage

2 https://de.wikipedia.org/wiki/Chrom   3 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

3 Fels, Edwin, Der wirtschaftende Mensch als Gestalter der Erde, Franck´sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1954

4 Voss, Jens, Nach dem Ende der Steinkohle: Land unter im Ruhrgebiet? National Geographic,14.12.2018

8 Blum, Petra, et al, tagesschau, ARD, 10.05.2024

9 Kampf um den Sand Leschs Kosmos, ZDFinfo, 20.2.2017