Fläche:  26.388 km2   Bevölkerung: 13.462.000   Bevölkerungsdichte: 510 Einwohner pro qkm

Ruanda war eigentlich einst von der Natur begünstigt. Der größte Teil der Landfläche liegt auf einem Hochplateau, das von 1400 bis 1800 Meter über Meeresspiegelniveau ansteigt. Die Niederschläge von mindestens 1000 mm/Jahr reichten dort aus, um im angenehmen Klima mit milden Temperaturen sehr viel gedeihen zu lassen. So wurde das Land im Gegensatz zu seinem Nachbarn Kongo schon recht früh von Bauern besiedelt und das Land urbar gemacht. Der Bantu-Stamm der Rundi rodete den Wald und unterdrückte schnell die kleinen Menschen der Twa, einen bis dahin im Wald als Wildbeuter und Sammler lebenden Stamm.  Bei der Aufteilung Afrikas durch die Kolonialmächte auf der Berliner Konferenz gehörte es zunächst zu Deutsch-Ostafrika,  wurde aber im Ersten Weltkrieg von Belgien besetzt. Ab 1922 war es Mandatsgebiet des Völkerbundes und wurde 1961 in die Unabhängigkeit überführt. Hier segregierten sich bald, insbesondere durch das Wirken der Kolonialmächte, die Ethnie der Rundi in zwei Gruppen, die m.E. am ehesten als Kasten bezeichnet werden sollten. Denn  Hutu und Tutsi sind eine Ethnie, sprechen dieselbe Sprache Kinyarwanda  und haben dieselbe Geschichte, auch wenn das in den meisten Berichten der Medien nicht ansatzweise erwähnt wird.

Die Deutschen hatten zwischen 1885 und 1914 die Spaltung dieses Volkes durch die Festlegung, dass Tutsi Bauern mit mindestens 9 Kühen, und Hutu einfache Bauern, mit deutlich weniger Kühen wären, verfestigt. Die rassistische Theorie gipfelte hier darin, in den Tutsi unter den Afrikanern so etwas wie eine schwarze Herrenrasse ausmachen zu wollen. Die Tutsi kollaborierten dann teilweise mit den deutschen Kolonialbeamten und bekamen Verwaltungsposten ab. Die seltsame Spaltung der Ethnie in „Tutsi-Herrenmenschen“ und „Hutu-Neger“ wurde allmählich etabliert. Ein Leitthema des Imperialismus könnte hier den Verständigen sichtbar werden; „Teile und Herrsche!“. Schon im Jahr 1959 gingen die beiden Kasten zum ersten Mal massiv aufeinander los.

Grafik Ruanda

Die Grafik von Ruanda zeigt die Opfer und Vertriebenen deutlich. Quelle: FAOStat

Inzwischen gab es einen weiteren Rekord. Zwischen 1990 und 2010 waren 40 Prozent des einstigen Waldes gerodet worden. Das war die größte prozentuale Waldvernichtung in der Welt innerhalb eines Zeitraumes von zwanzig Jahren. Es gab im ganzen Land kaum noch zusammenhängenden Wald, oder natürliche Vegetation. Fast alles Land wurde intensiv bewirtschaftet, so dass für die wilde Fauna und Flora kaum noch Rückzugsgebiete verblieben. Durch den nun fehlenden Wald wurde der Wasserhaushalt beeinträchtig, die Landschaften trockener und der Boden erodiert. Durch die zunehmenden Dürren kam es zum Rückgang der Viehbestände beziehungsweise zu deren starken Schwankungen. Das Limit der Nutzung war deutlich sichtbar überschritten – ein typischer Fall von Übernutzung. Die Landwirtschaft war keineswegs nachhaltig. Dies wird bis heute bezeichnenderweise von Leuten, die sich in den Massenmedien äußern, bestritten. Im Jahr 1988 kam es zu Unruhen, bei denen etwa 50.000 Menschen starben. Bei weiteren Unruhen 1993 und 2015 flohen 300.000  und 170.000 sowohl Hutu als auch Tutsi aus dem Land. Der Verlust an Menschen ist am Graphen eindrucksvoll sichtbar.

Die Nachrichten über unfassbare Gräueltaten und Massenmorde erreichten nun auch Europa. Die UNO-Truppen scheiterten eindrucksvoll. Es kam, wie Jared Diamond es formuliert hat, zu einer „Malthusianischen Krise“. Hundertausende strömten in das Kongo-Gebiet und brachten nach dort ihre Bürgerkriegsaktivitäten mit. Nach dem gegenseitigen Völkermord der beiden recht neuen Kasten einer einzigen Bantu-Ethnie investierte der Westen viel Geld in das völlig zerrüttete Gebiet. Durch Investitionen, Hilfslieferungen und die vielen Entwicklungsprogramme unzähliger NGO´s stieg der Bestand an Nutztieren wieder an. In den letzten Jahren brach er aber wieder ein und die Kurve der Bevölkerungsentwicklung der Menschen verlief steiler als jemals zuvor nach oben. Es gibt nicht viele Gebiete auf dem Planeten, wo das Bevölkerungsgesetz von Malthus so mustergültige Graphen liefert – exponentielle Vermehrung der Menschen, aber hier sogar den Abfall der Nahrungsmittelproduktion. Ruanda wird ein Fass ohne Boden für Entwicklungshilfe bleiben.

 

6.2.4.  Haiti

Fläche: 27.750  km²  Bevölkerung: 11.447.000  Bevölkerungsdichte:  412 Einwohner pro qkm

Grafik Haiti

Grafik Haiti Quelle der Daten: FAOStat

Als die ersten Europäer auf Hispaniola ankamen, lebten dort etwa 300.000 Einwohner, die den  Ethnien Taino, Cibohey und Karibe angehörten. Ein großer Teil dieser Leute war bald durch eingeschleppte Krankheiten, wie Pocken verendet Anfangs des 16. Jahrhunderts erhoben sich noch etwa 4000 Überlebende gegen die Spanier. Ende des 16. Jahrhunderts waren die Ureinwohner komplett vernichtet. Man hatte den Anbau von Zuckerrohr begonnen und im Jahr 1542 zählte man neben 5000 Spaniern bereits 30.000 afrikanische Sklaven auf der Insel. Meist französische Seeräuber errichteten 1697 im Westteil der Insel die Kolonie Saint Domingue. Sehr schnell wurden große Plantagen für Zuckerrohr und Kaffee errichtet. Dazu wurden bis zu 40.000 Sklaven pro Jahr aus Afrika herbeigeschafft. Im Jahr 1804 wurde eine der ertragreichsten Kolonien Frankreichs in die Unabhängigkeit entlassen. Seit dem ist das Gebiet Austragungsort ständiger Kämpfe, Aufstände, Sezessionen, Wiedervereinigungen, vor allem aber ein Ort permanenter  Not. Die Graphen der Statistik zeigen das Stagnieren der Nahrungsmittelproduktion. Nur bei den Hühnern konnte eine Steigerung erzielt werden. Trotzdem gibt es  heute  nur halb so viele Hühner wie Menschen im Westteil der Insel. In entwickelten Ländern gibt es oft zehnmal mehr Hühner als Menschen. In die Medien kam das bettelarme chaotische Land im Jahr 2010 durch ein verheerendes Erdbeben, welches die Armut aber nur unwesentlich erhöht hat, wie die Statistik zeigt. Die Medienberichte schieben die Armut aber hauptsächlich auf das Erdbeben. Das ist falsch. Die Opfer sind an den Graphen kaum zu sehen.

 

6.2.5.  Nepal

Fläche: 140.797  km²   Bevölkerung: 29.348.000  Bevölkerungsdichte:  208 Einwohner pro qkm

Grafik Nepal

Grafik Nepal: Das Diagramm zeigt deutlich rapide Bevölkerungsentwicklung und nur geringe lineare Steigerung landwirtschaftlicher Kennzahlen außer bei den Ziegen. Quelle der Daten: FOAStat

Nepal – Armut eingequetscht zwischen Riesenstaaten

Bis zum Jahr 2008 war Nepal das letzte hinduistische Königreich der Welt. König Shri Panch Maharajdiraj Gyanendra Bir Bikram Shah Dev kam an die Macht, nachdem er fast seine gesamte Familie ermordet hatte. Mindestens seit dem hielt er sich, traditionell wie seine Vorgänger, für die Inkarnation des Hindu-Gottes Vishnu. So mittelalterlich wie seine Herrschaft war auch der Zustand der Gesellschaft. In den letzten Jahren seiner Herrschaft lagen Arbeitslosigkeit und Analphabeten-quote deutlich über 50 Prozent. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen betrug 380 Dollar im Jahr. Damit gehörte Nepal zu den ärmsten Ländern der Welt. Trotzdem wuchs die Bevölkerung von 6 Millionen Menschen im Jahr 1950 auf 31,5 Millionen im Jahr 2020. In letzter Zeit konnten die Bauern in Westnepal nur noch etwa die Hälfte ihres eigenen Bedarfs an Nahrungsmitteln erzeugen. Nepal ist seit Jahren auf Hilfslieferungen von Nahrungsmitteln angewiesen.

Nepal besteht nicht nur aus Gebirgen. Im Süden des Landes liegt auf etwa 100 Metern Höhe über Meeresniveau das Terai, eine große Schwemmlandebene. Bis in die fünfziger Jahre war fast das gesamte Terai von subtropischen Salwäldern bedeckt. Durch die grassierende  Malaria war es für die meisten Menschen nahezu unbewohnbar. Nur die einheimischen und malariaresistenten Tharu bewohnten kleine Siedlungsinseln im riesigen Urwald. Dann wurden die Mücken und nebenbei natürlich auch alle anderen Insekten durch massiven und jahrelangen Einsatz des Insektizids DDT fast vollständig ausgerottet.

Die Malaria verschwand und fast alle Wälder des Terai wurden in nur drei Jahrzehnten gerodet. Das Land wurde aber nur zum Teil von Nepalesen besiedelt. Viele der neuen Siedler kamen aus dem überbevölkerten Indien. Im Jahr 2008 hatten maoistische, kommunistische und sozialistische Rebellen fast das gesamte Land erobert und Verwaltungen und alle möglichen Einrichtungen, die einen Staat ausmachen übernommen. Das Königreich war überdies bankrott, da seit Jahren der Staatshaushalt zu etwa 50 Prozent aus Spenden und Entwicklungshilfe insbesondere aus China und Indien bestand. Der König musste zurücktreten und die Maoisten erlangten bei den ersten demokratischen Wahlen die absolute Mehrheit.

Jedoch konnte insbesondere durch Beeinflussung durch Indien lange keine Regierung gebildet werden. Indien stellte zeitweise sogar die Lieferung von Treibstoff ein, worauf der Verkehr landesweit zusammenbrach. Die grundsätzlichen Probleme Nepals werden so schnell nicht gelöst werden können. Ich persönlich hoffe auf einen wachsenden Einfluss Chinas.

 

6.2.6. Pakistan

Fläche: 803.743 km2  Bevölkerung:  227 Mill. Bevölkerungsdichte: 282,4 Einwohner pro qkm

Grafik Pakistan

Grafik Pakistan Quelle der Daten: Datenbank FAOStat

Der Graph der Bevölkerungsentwicklung des Staates Pakistans entsprach bis zum Jahr 1990 recht gut der Funktion x2 , flachte glücklicherweise danach zu einem linearen Verlauf ab und verringert ab 2015 sogar ein wenig seine Steigung. Das macht Hoffnung. Die Steigerungsrate der Bevölkerungsvermehrung überstieg trotzdem die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion. Problematisch wird sich in der Zukunft, die Entwicklung der Ziegenpopulation bemerkbar machen. Sie wird das Anwachsen von Wäldern und vieler Arten höherer Vegetation nachhaltig verhindern. Die Produktion des Grundnahrungsmittels Reis konnte nur in sehr geringem Maße gesteigert werden. Die Versorgung mit im Land hergestellten Nahrungsmitteln geht deutlich zurück. Pakistan wird in nennenswerten Umfang von der Westlichen Welt und Saudi Arabien unterstützt. Es gab ein großes Engagement der USA insbesondere des CIA bei der Führung und Kontrolle islamistischer Strukturen im Land und in den Nachbarstaaten insbesondere Afghanistans1. Pakistan war so ein Stützpunkt des Pentagon und der CIA im Kampf gegen das afghanische Volk und die Sowjetunion. Etwas später wendeten sich die von den USA ins Leben gerufenen und aufgebauten terroristischen Kräfte dann gegen die USA selbst. Eine Art grausamer Treppenwitz der Geschichte.

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1 Lüders, Michael; Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet, Verlag C.H.Beck, 30. Aktualisierte Auflage, München 2021