Manche Phänomene der Auswirkungen des Wachstums von Bevölkerungen und Wirtschaften werden in den Medien dargestellt. Während das Thema „Endlichkeit von Rohstoffen“ kaum, oder nie im Fernsehen vorkommt, finden sich seit einigen Jahren unzählige Berichte über den Klimawandel. Im Prinzip gibt es seit Jahren keine Tagesschau mehr, in denen zumindest der Klimawandel kurz erwähnt wird. Auch fällt auf, dass einheitliche Termini, Formulierungen verwendet werden. Alle Phänomene lassen sich letztendlich auf die Wirtschaftsweise des Menschen zurückführen. Für diese Herleitung werde ich aber noch einige Kapitel brauchen. In den Medien werden die größeren Zusammenhänge selten umfassend dargestellt

Wurde die Ausstellung „Die sechste Auslöschung. Wie Pflanzen, Tiere und Kulturen von der Erde verschwinden“ ab ihrer Eröffnung im Februar 2006 von „Fachleuten“ noch als esoterisch verunglimpft, gibt es inzwischen heute einiges über die mannigfaltigen Facetten des Artensterbens zu sehen. Auch der von Richard Leakey erstmals geprägte Begriff „Die sechste Auslöschung“ ist in den letzten Jahren so in diversen Medien für das rezente Artensterben verwendet worden. Allerdings lassen viele Journalisten Grundkenntnisse vermissen. So zeigt die „Krefelder Studie“ nach einigen Meldungen angeblich den Rückgang der Diversität der Insekten in Deutschland von über siebzig Prozent. Die Zahlen, die bei den ersten Publikationen der Entomologen genannt wurden, betrafen aber die Anzahl der Insekten, beziehungsweise das Gewicht der in ihren Malaise-Fallen nach empirisch gut vergleichbaren Bedingungen beprobten Insekten. Der Großteil des Materials ist noch gar nicht bestimmt und dies wird auch so schnell nicht erfolgen können. Man weiß bis jetzt vom Großteil der Proben nicht, welche Arten enthalten sind oder nicht. Für viele Gruppen gibt es aktuell schlicht und ergreifend gar keine Bearbeiter. Die Studie belegt aber eindrücklich den dramatischen Rückgang der Anzahl der Insekten und korreliert so mit dem Rückgang der Anzahl der Vögel. Ich stelle also fest, dass viele Phänomene im Zusammenhang mit Wachstum gar nicht, die  Endlichkeit von Rohstoffen sehr selten und das Artensterben einigermaßen angemessen in den Medien repräsentiert sind. Die Bevölkerungsentwicklung kommt in keiner Weise als Thema vor. Es scheint sogar ein regelrechtes Verbot in den staatlichen Medien zugeben, dass Wort Bevölkerungsexplosion auch nur auszusprechen. Ein Thema tönt aber ganz dominant und ständig aus allen Lautsprechern – der Klimawandel. Trotz unzähliger Konferenzen konnte dennoch der Ausstoß von Kohlendioxid weltweit nicht gesenkt werden. Er steigt weiter. In Europa wird der Bevölkerung Verzicht gepredigt. Die Menschen sollen so m.E. auf die bevorstehende Verarmung vorbereitet werden. Über den Klimawandel gibt es unfassbar viele Publikationen. Ich werde ihn hier nur kurz und auf eine sehr persönliche Art abhandeln.

Im Jahr 1990 hatte ich einmal die Nase einigermaßen voll. Ein „Wessi-Jüngling“ mit riesenhafter Mercedes-Benz-S-Klasse eierte vor meinem Transporter herum, wo ich doch eh zu spät beim Kunden ankommen würde. Der Hauptgrund für meine zum Glück nur kurz währende ungute Laune war aber ein Aufkleber an der gewaltigen Kofferraumklappe des Riesenblechhaufens. „Eure Armut kotzt mich an!“ stand da, offenbar adressiert an „Ost-Neger“ wie mich. Man muss Greta Thunberg nicht mögen und die Klimakleber haben ihrer Sache mehr geschadet als genützt. Aufkleber mit dem Schriftzug „Schöne Grüße an Greta!“ an SUV´s jenseits von zweieinhalb Tonnen Leermasse und drei Liter Hubraum sind aber schon eine Art Ausweis von schwer zu leugnender brutaler Dummheit – so ähnlich, wie es „Eure Armut kotzt mich an!“ damals war. Vermutlich dienen viele Fahrzeuge weniger dem Transport oder dem Fahrspaß, sondern einer speziellen Form von Selbstdarstellung. Kann man machen – unsere kompetitive Gesellschaft ist eben jetzt so. Was nützt der Lohn für die eigene Prostitution, wenn man ihn anderen nicht vorführen kann. Alles ist in unserer Gesellschaft eingepreist. Das haben inzwischen sogar Grundschüler verinnerlicht. Vor ein paar Tagen hat ein Minderjähriger einen Obdachlosen abgestochen. Die Kinder haben gelernt, solche „Kreaturen“ sind absolut nichts wert. Ich war jahrelang in Europa mit einem kleinen Fiat-Transporter unterwegs. Ich habe versucht das Verhalten gerade von SUV-Fahrern mit Blechhaufen über zwei Tonnen Leergewicht mir gegenüber zu filmen. Ich sah ihnen dabei ins Herz. Ich möchte hier aber im Fachbereich Psychologie nicht dilettieren. Ich habe das sprachliche Bild vom „SUV-Fahrer“ hier gewählt, weil es recht plakativ ist. Ich bin aber bei weitem nicht grundsätzlich gegen diese Fahrzeuggattung. Manche Eltern haben Töchter, die Pferde mögen. Die robusten Allradler sind zum Ziehen der Unpaarhufer in Anhängern besser geeignet als andere Fahrzeuge. Ein Bauunternehmer der die andere Baggerschaufel oder ein Ersatzrad mit dem großen Pickup auf die Baustelle fährt, spart gegenüber dem Transport der Teile mit einem großen LKW sogar Kraftstoff ein. Auch ist SUV nicht gleich SUV. Dennoch habe ich Berlinerinnen mit einem Körpergewicht von kaum 60 Kilo oft genug mit Zweieinhalbtonnern zum Bäcker manövrieren sehen. Das kann man schon als Statement ansehen, auch ohne Aufkleber. Greta dürfte das wahrscheinlich fast egal sein, den Enkeln der Fahrer der „Hochgeschwindigkeits-Baumaschinen“ in vierzig Jahren wahrscheinlich eher nicht.

Kohlendioxid-und-Erdölförderung

Kohlendioxid-und-Erdölförderung

Quellen: Erdölförderung Daten aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%B6l/Tabellen_und_Grafiken CO2-Messung: Daten aus: Umweltbundesamt/NOAA Global Monitoring Division and Scripps Institution of Oceanography /World Meteorological Organization

Schon Edwin Fels erörtert in seinem 1929 (1954 2.Aufl.) erschienenen Werk „Der wirtschaftende Mensch als Gestalter der Erde“1 die Möglichkeit der Veränderung des Erdklimas durch den schon damals gemessenen Anstieg des Kohlendioxidgehalts der Atmosphäre. Er schreibt: „Ebenso unbestritten ist, daß durch die Verbrennung von Kohlenstoff, durch Kalkbrennen und Zementbereitung große und rasch wachsende Mengen von CO2 frei werden und in die Atmosphäre eingehen. Die stürmische Befreiung des Kohlenstoffes aus der Versteinerung ist eines der wesentlichsten Merkmale unseres Maschinenzeitalters, das neben dem Verkehr vor allem den Städten und ihren Industrien zur Last fällt und immer größere Ausmaße annimmt, je mehr und je rascher die Zahl der Menschen wächst. Der CO2-Gehalt der Luft ist im Mittel etwa 0,03 Volumen%. Er wächst in den Städten beträchtlich. London hatte an nebelfreien Tagen 0,04, bei Nebel 0,07, maximal 0,11%…

Die Meinungen sind geteilt, ob heute der CO2-Gehalt der freien Atmosphäre wirklich zunimmt oder nicht. CALLENDAR bejaht es und schätzt, daß von 1900 bis 1935 rd. 150 000 Mill. t CO2 zusätzlich in die Atmosphäre gelangt und davon ungefähr 3/4 in ihr verblieben sind. Das würde einer Zunahme um etwa 10% entsprechen.“ Die Grundlagen des Treibhauseffekts waren schon damals wohlbekannt. Fels schreibt weiter: „…daß die nur in der Meeresoberfläche erfolgende Absorption ein überaus langsamer Vorgang ist, der mit der Produktion nicht Schritt hält. Eine Änderung des Erdklimas könnte dadurch eintreten, daß der CO2-Gehalt die Temperatur der Atmosphäre beeinflußt. ARRHENIUS hat 1896 die berühmte, aber umstrittene Theorie aufgestellt, daß die vierfache Steigerung des CO2-Gehaltes der Luft die Lufttemperatur um 8° erhöhe. Sie verstärke die Glashauswirkung der Atmosphäre, die zwar die leuchtende Strahlung der Sonne durchläßt, aber die Ausstrahlung der Erdoberfläche herabsetzt.2 Zu dieser Zeit wurden diese Vorgänge noch kontrovers diskutiert. Fels hoffte sogar auf höhere Ernten durch eine höhere Produktivität der Pflanzen. Insbesondere in niederländischen Gewächshäusern wurden in den letzten Jahrzehnten durch hohe Kohlendioxidkonzentrationen die Erträge von Gemüse tatsächlich gesteigert

Nachdem lange Zeit die jüngste Temperaturentwicklung generell angezweifelt wurde, zweifelt man nun an, ob und inwieweit der Mensch dafür verantwortlich ist. Statistiken zeigen jedoch eine Korrelation der Werte des Anstiegs der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen, dem Anstieg des CO2 in der Atmosphäre und dem Ansteigen der Temperatur. Diese analogen Entwicklungen können kein Zufall sein. Das halte ich für einigermaßen unwahrscheinlich. Dann wird oft erwähnt, dass es schon oft Veränderungen des Klimas gab. Das stimmt natürlich. Selbst im letzten Erdzeit-Abschnitt dem Holozän gab es Schwankungen, die aber geringer waren, als der aktuelle Anstieg der Durchschnittstemperatur. Auf einige dieser Schwankungen, speziell im Altertum und der Antike gehe ich in den nachfolgenden Kapiteln ein, da bestimmte Kulturen wahrscheinlich davon beeinträchtigt worden sind. Der in jüngster Zeit sehr dynamisch ablaufende überwiegend menschengemachte Klimawandel sollte aber nicht bestritten werden. Selbst wenn man sämtliche Temperaturstatistiken anzweifeln wollte, sind doch Befunde der Phänologie eigentlich unübersehbar. Eigentlich, denn viele Menschen wissen ja nicht was Phänologie ist und manchmal auch nicht genug, um Phänomene beurteilen zu können. Ganz anders dagegen; „Oma Huschke“, die seit Jahrzehnten im kleinen Futterhäuschen vor ihrem Haus Vögel fütterte und sich, seit dem ihr Mann vor vielen Jahren starb, Aufzeichnungen darüber gemacht hatte. Sie weiß, dass einige Vögel nicht mehr nach Süden ziehen und sie sah auch, dass ihre Obstbäume und die Forsythia immer zeitiger blühten. Letztens schon Mitte März. Da hatte ihr Mann Willi früher manchmal noch Schnee geschippt. Ich als Entomologe sehe dies an dramatischen Veränderungen in der Insektenwelt. Wärmeliebende Arten, die früher typisch für Südeuropa und das Mittelmeergebiet waren, dringen immer weiter nach Norden vor. Der Trauerrosenkäfer Oxythyrea funesta, über den ich mich einst bei einer Ungarnreise im Jahr 1975 freute, ist heute in Deutschland einer der häufigsten Käfer geworden. In den siebziger und achtziger Jahren waren Maiwürmer der Gattung Meloe in der Leipziger Tieflandsbucht eine Seltenheit. Heute sieht man die dicken Weibchen überall im zeitigen Frühjahr umherkriechen. Die Laufkäfer der Gattung Carabus dagegen sind kaum noch anzutreffen. Der körnige Schaufelkäfer Cychrus caraboides war einer der häufigsten größeren Laufkäfer im Leipziger Auwald. Ich habe schon seit vielen Jahren keinen einzigen mehr gesehen. Dafür gibt es nun Gottesanbeterinnen. Die typisch südeuropäischen Raubinsekten sind inzwischen bis Berlin vorgedrungen. Überall sind dramatische Veränderungen in der Natur zu sehen. Dazu muss man aber hinausgehen und sich erinnern können, daran, wie beispielsweise die Wälder einst ausgesehen haben. Artenkenntnis auf dem Gebiet der Insekten ist meist nicht vorhanden. So können viele Menschen die großen Umwälzungen in der Artenzusammensetzung nicht wahrnehmen.

Körniger Schaufelkäfer Cychrus caraboides

Körniger Schaufelkäfer Cychrus caraboides

Mantis religiosa

Gottesanbeterin Mantis religiosa

„Klimawandel hat es schon immer gegeben!“, erhob der freundliche SUV-Fahrer von nebenan erbost die Stimme. Ja, natürlich – und auch viele und sogar auch richtig krasse. Da waren dann aber auch bis zu 90 Prozent der Organismenarten recht schnell ausgestorben, wie beispielsweise am Ende des Erdzeitalter des Perm. Das besondere Problem des aktuellen Wandels ist aber, die Menge der auf dem Planeten lebenden Menschen. Trotz der Heldentaten der Lebensmittelretter hungerten noch beispielsweise im Jahr 2019 laut Bericht der UN 821 Millionen Menschen und es werden eher mehr Leidende als weniger. Immer mehr Wälder wurden gerodet, um neue Gärten und Felder gewinnen zu können. Bei den vielen vorangegangenen Veränderungen des Klimas wanderten die Organismen mit ihren Klimazonen mit. Vegetationszonen verlagerten sich etwas nach Süden oder nach Norden oder in den Gebirgen nach oben und wieder nach unten. Heute haben wir überall Kultursteppe, Staatsgrenzen, Grundbuchämter und überall ist alles schon ziemlich zugesiedelt. Wo will der Andalusier hin, wenn sein Feld zur Wüste wird, wie es nun in immer größeren Gebieten in Südspanien der Fall ist? Sagt er zum Franzosen; „geh mal weg da!“ Wenn man den Wald in Deutschland ansieht, müsste man etwas bemerken. Wald in unseren Breiten bedarf mindestens etwa 500 Millimeter Niederschlag im Jahr, um auf Dauer existieren zu können. In vielen Gebieten vor allem in Ostdeutschland beispielsweise in Ostbrandenburg und im Regenschatten des Harzes bekommt er diese Quantität an Wasser nicht mehr, und das sieht man. In diesen Gebieten wird es wahrscheinlich langfristig keinen Wald mehr geben.

Waldsterben in der Dübener Heide bei Mörtitz

Waldsterben in der Dübener Heide bei Mörtitz

Die jüngste Klimageschichte der letzten drei Kalt- und Warmzeiten ist sehr gut erforscht. Das Vor- und Zurückweichen der Eisschilde hat auch in meiner Heimat überall sichtbare und bis ins Detail erklärbare Spuren hinterlassen. Bei meinen entomologischen Exkursionen durch die Dübener Heide wandelte ich bewusst über die Formen der glazialen Serie und entwickelte schon als Schulkind die Vorstellung, dass alles mit allem zusammenhängen könnte. Doch zurück zum Protest des SUV-Fahrers, dass es den Klimawandel schon immer gegeben hätte. Damit hat er natürlich erst einmal Recht. Wir müssen uns das aber einmal konkret anschauen. Das geht nur mit Zahlen und Fakten. Die Grafik unten zeigt den Temperaturverlauf während der letzten drei Warm- und Kaltzeiten. In der Warmzeit zwischen der Elster- und der Saale-Kaltzeit war es etwa drei Grad wärmer als im langjährigem Mittel bis 1990. In  diesem Holstein-Interglazial gab es Nilpferde an der Werra in Thüringen und sogar an der Themse im heutigen England. Ein Bekannter freut sich nun darauf, dass er bald Bananen statt Äpfel im Garten ernten kann. Ein solcher Optimismus wäre angebracht, wenn es einige hundert Millionen Menschen auf der Welt gäbe und wir weit entfernt von Limits in Sachen Wasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion liegen würden. Wir haben aber mehr als acht Milliarden Menschen auf den Planeten, von denen erhebliche Anteile schon heute unterernährt sind und keinen Zugang zu ausreichend sauberen Wasser haben. Es gilt die Quantitäten zu beachten! Die Völker können nicht mehr, wie während der Völkerwanderungszeit in andere Gebiete strömen. Überall ist schon jemand. Im Übrigen könnten Menschen, die noch selbstständig denken können, nun an dieser Stelle auf die Idee kommen, dass die Bevölkerungsexplosion das größere Problem des Planeten ist. Durch die herrschende Macht wird jedoch lediglich der Klimawandel als Problem im öffentlichen Diskurs geduldet und alles andere zum Teil sogar massiv bekämpft. Zu den Wörtern, nach deren Aussprechen ein heutiger Nachrichtensprecher seine sofortige Kündigung befürchten muss, gehören; Bevölkerungsexplosion, US-Imperialismus und  Toben-Tax. Doch zurück zum Thema.

Betrachtet man die Intervalle, sieht man, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass die kleine Eiszeit der Beginn einer weiteren Kaltzeit sein könnte. So gesehen, wäre es gar nicht verkehrt mit unserem CO2 gegen die mutmaßlichen Auswirkungen der Himmelsmechanik entgegen zu wirken, sozusagen dagegen anzuheizen. Doch so einfach ist es nicht. In den zurückliegenden Eis- und Warmzeiten überstieg der Kohlendioxid-Anteil in der Luft niemals den Wert von 300ppm. Heute beträgt er 420ppm und steigt extrem steil an, wie es noch niemals, vermutlich in der gesamten Erdgeschichte, geschehen ist. Es hat zwar in sehr viel weiter zurückliegenden Erdzeitaltern, wie im Perm schon höhere Konzentrationen an Kohlendioxid gegeben, aber selbst bei der Katastrophe am Ende des Perm dauerte der CO2-Anstieg mehrere tausend Jahre. Der Aktuelle geschieht in wenigen Jahrzehnten. Das ist ein dramatischer Unterschied. Da der Ausstoß der Klimagase nicht gesenkt, sondern weiter erhöht wird, muss davon ausgegangen werden, dass die Temperatur bald höher sein wird, als in den zurückliegenden zwanzig Millionen Jahren. Die Auswirkungen werden gewaltig sein. Im Eozän und im Paläozän waren die Polkappen und im Prinzip fast die ganze Erde eisfrei. Viele Menschen halten die Angaben des IPCC für übertrieben und sprechen von „Klimahysterie“. Doch diese Organisation hat die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse mit Politikern verhandelt. Wissenschaft kann man nicht verhandeln! Hier ging es offenbar die Frage, was man der Menschheit zumuten könne. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass die Auswirkungen des Klimawandels noch deutlich dramatischer ausfallen als zurzeit in den Medien erörtert.

Im postfaktischen Zeitalter wird das Argumentieren nicht leichter. Letztens versuchte ich es mit einem Gedankenexperiment. Ohne Taschenrechner, ohne Internet, nur mit quasi logischem Denken. Schwierig! Zu einem Bekannten sagte ich; „Denke an einen Globus! Kannst Du Dich erinnern, wie der ungefähr aussah?“ Er nickte. „Da gibt’s es blaue Bereiche,- klar das sind Ozeane und Meere.“ Ein Mindestmaß an Übereinstimmung war hergestellt. Das ist ja meist gemeinhin die Grundvoraussetzung für jegliche Kommunikation. „Die braunen, grünen und gelben Bereiche lassen wir mal beiseite“, sagte ich. „Interessant ist das Verhältnis der blauen zu den weißen Flächen. Wir nehmen mal an, das Weiße beträgt ein Prozent des Blauen, denn wir lassen das Meereis der Arktis und die Gletscher der Hochgebirge auch noch weg. Wir wollen ja alles im Kopf ausrechnen, da müssen wir es einfach machen.“ Und so wie damals mit dem Kumpel wollen wir das nun hier nachvollziehen. Das verbleibende Weiße sind die Gletscher der Antarktis und auf Grönland, die an manchen Stellen fast fünf Kilometer dick sein können. Gehen wir mal von einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 2000 Metern aus. Sollten diese Eismassen schmelzen, würde das 2000 m3 pro Quadratmeter Eisbedeckung ergeben, den auf jeden dieser Quadratmeter würden 2000 Würfel Wasser mit je einem Meter Kantenlänge gestapelt sein, die natürlich breit laufen würden. Wenn man davon ausgeht, dass die Meeresfläche in unserem Gedankenexperiment einhundert mal größer ist als die von Gletschern eingenommene Fläche, würde sich der Meeresspiegel nach Adam Ries also um 20 Meter erhöhen. In Wirklichkeit ist die Fläche der Gletscher deutlich größer und Wissenschaftler haben die Meeresspiegelerhöhung in verschiedenen Szenarien längst durchgerechnet. Wenn die Eismassen komplett schmelzen würden, muss man von einer Erhöhung des Meeresspiegels im Bereich von bis zu 64 Metern ausgehen. So schlimm wird es schon nicht kommen – hoffen alle. Ein großer Teil der Wissenschaftler geht aber davon aus, dass zumindest die Gletscher auf Grönland abschmelzen werden, denn der Prozess ist bereits im Gang und die gewaltigen Süßwassermengen, die in den Nordatlantik gelangen, schwächen bereits den Golfstrom ab – ein weiteres Problem. Die Eismenge Grönlands wird die Meeresspiegel um 7 bis 8 Meter ansteigen lassen. Keine Macht der Welt könnte dann Hamburg, Bremen, Rotterdam oder Kopenhagen vorm Untergang im wahrsten Sinne des Wortes bewahren. „Was geht mich fremdes Elend an?“, fragt sich der freundliche SUV-Fahrer von nebenan, „Mein Grundstück liegt auf 90 Meter über Meeresspiegelhöhe. Viele Holländer sind weniger optimistisch. Sie haben beispielsweise in der Dübener Heide viele Grundstücke aufgekauft. Mit dem Meer kennen sie sich aus.

In den Medien finden sich immer noch Angaben mit moderaten Anstiegen, die für die kommenden Jahrzehnte von einem Anstieg des Meeresspiegels von weniger als einem Meter ausgehen. Träumt weiter! Da hat man lediglich die physikalische Ausdehnung des bereits vorhandenen Meerwassers durch die Temperaturerhöhung ausgerechnet. Es gibt gewisse Kippmomente. Eines ist der Albedo-Effekt, ein Weiteres die Sache mit dem Permafrostboden und dem in ihm schlummernden Methan. Weniger Eis strahlt weniger Sonnenenergie ins Weltall zurück. Das dunkle Erdreich, Sümpfe und Tundra nehmen mehr Wärme auf. Die Eis- und Schneebedeckung geht weiter zurück. Noch mehr Wärme wird aufgenommen. Organismen im auftauenden Frostboden setzen nun in zunehmenden Maße Methan frei. Methan hat eine fünfundzwanzig Mal höhere Abschirmung gegen Wärmestrahlen als Kohlendioxid. Der Treibhauseffekt nimmt rasch zu. Dieses Kippen kann über 2,1 Millionen Jahre zurückverfolgt werden. Es ist mehrmals durch natürliche Ursachen geschehen. Nun kommen aber menschliche Ursachen in großem Maß dazu. Da der Ausstoß an Kohlendioxid weltweit nicht gesenkt wird, sich sogar massiv erhöht, glaube ich persönlich nicht, dass zumindest das Abschmelzen der Eismassen Grönland noch verhindert werden kann. Allein innerhalb eines Jahres von 2021 auf 2022 hat sich der CO2-Austoß um ein Prozent auf 40,6 Milliarden Tonnen erhöht.3 

weiter zu: Klimaflüchtlinge

1 Fels, Edwin, Der wirtschaftende Mensch als Gestalter der Erde, Franck´sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1954

2 Fels, Edwin, Der wirtschaftende Mensch als Gestalter der Erde, Franck´sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1954, Seite 129

3 Tagesschau, ARD, 22.11.2020