Nach Meinung der westlichen Medien muss China einer der entsetzlichsten Staaten der Welt sein. Dort würden die Menschen zur „Einkind-Ehe“ gezwungen. Davon abgesehen, dass es eine „Einkind-Ehe“ als zwingende Vorschrift nie gegeben hat, sieht man aber, dass bis jetzt China der einzige Staat der Welt ist, der die Bevölkerungsentwicklung nicht nur als Problem erkannt, sondern auch konsequent gehandelt hat. Noch niemals in der Geschichte der Menschheit hat sich der Lebensstandard einer Bevölkerung in so kurzer Zeit derartig stark erhöht wie in China. Wäre die Bevölkerung Chinas so weiter angewachsen wie zuvor, hätten die Menschen schon in den achtziger Jahren nicht mehr ernährt werden können. Schon in den fünfziger Jahren gab es Hungersnöte mit Millionen Toten. Durch den Wohlstand, vor allem aber durch hohe Bildung blieben die Geburten nun auf einem sinnvollem Niveau. Auch in Europa war schon vor siebzig Jahren durch steigenden Wohlstand, relativ große Freiheit und Bildung die Geburtenraten auf ein moderates Wachstum gesunken. Hitlers Mutterkreuze und andere geburtenfördernde Maßnahmen waren weniger relevant geworden. Bildung und Freizügigkeit ermöglichten erst die Anti-Babypille. Die wohl schönsten Jahrzehnte der Völker Europas konnten beginnen. Nun sind sie offenbar vorbei. Wie konnte sich dies ereignen? Schon während der Wende hatte ich da das erste Mal so eine Art Ahnung.

Als ich meine Firma im Jahr 1990 gründete, besuchte ich einen Lehrgang „Buchführung im Handwerk“ in Leipzig. Da sich im Juli sehr viel diesbezüglich ändern würde, hatten wir auch einen Dozenten aus dem Westen. Dieser sagte einmal sinngemäß, dass es nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Weltsystems irgendwann keinen Grund mehr geben würde, es dem Pöbel gut gehen zu lassen.

Den Niedergang der europäischen Volkswirtschaften können inzwischen viele Leute spüren. Im Vergleich mussten deutsche Arbeitnehmer 2020 mehr als doppelt so viel arbeiten, um sich den gleichen Lebensstandard wie 1990 leisten zu können. Meine Tante im Westen war bis etwa zur Wende Hausfrau, wie die meisten Ehefrauen ihrer Generation. Trotzdem konnte mein Onkel die Familie gut ernähren mit Häuschen, Auto und Urlaub. Heute gehen meist beide Partner arbeiten, aber im Gegensatz zu früher, sparen viele nun auf ein Fahrrad. Vor 50 Jahren hat man über die Chinesen und ihr Hauptfortbewegungsmittel Fahrrad noch gelacht. Der Urlaub wird bei immer mehr Menschen in Balkonien verbracht. Die Pfaffen unserer neuen Zeit, die Journalisten der Massenmedien, versuchen uns zu vermitteln, dass weniger mehr ist. Die Leute nehmen´s hin. Diese kurze Beschreibung mag sehr subjektiv klingen. Zahlenmaterial dagegen ist brutal real. Die Wirtschaften Europas schrumpfen, Energie und Fleischverbrauch sind massiv zurückgegangen. Zum einen könnte dies ein Fortschritt bezogen auf die Umwelt insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel sein. Doch in vielen Fällen ist es einfach ein massiver Verlust an Wohlstand. Und dieser ereignet sich nicht einfach so zufällig. Er wird betrieben. In den letzten Kapiteln werde ich beschreiben von wem und wie.

3.3.1. Deutschland

Fläche: 357.592 km2 Bevölkerung: 83,3 Mill. Bevölkerungsdichte: 233 Einwohner pro qkm

Der Graph der Bevölkerungsentwicklung zeigt einen moderaten Anstieg. Die angestammte Bevölkerung deutscher Kultur geht jedoch massiv zurück. Im Land leben 21,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund und 13,9 Millionen Ausländer.1 Insbesondere die  Zuwanderung männlicher meist muslimischer Ausländer sorgt für verschiedene Probleme, die es in meiner Jugendzeit grundsätzlich nicht gab. Die massive Zuwanderung kann das Fachkräfteproblem aber anscheinend nicht ansatzweise lösen, schafft aber Ungleichgewichte im Sozialsystem insbesondere bei der Rentenversicherung. Fleischkonsum und Tierbestände gingen in der BRD deutlich zurück. Die Erträge bei Weizen stiegen stark an und werden teilweise wie auch Fleisch in großen Mengen exportiert. Ziegen und Schafe werden weniger aus ökonomischen Gründen, sondern meist zur Landschaftspflege gehalten, ohne die artenreiche Wiesen mit beispielsweise Orchideen sich schnell zu Wald sukzessieren würden.

Grafik Population Deutschland

Grafik Population Deutschland Quelle: FAOStat

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Grafik Wirtschaft Deutschland

Grafik Wirtschaft Deutschland

Offizielle Statistiken und Berichte in den Medien berücksichtigen meist die Inflation nicht. Sieht man sich aber konkrete Erzeugnisse an, ist die Tendenz von Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland unverfälscht sichtbar. Das der Verbrauch von Mineralöl zurückging, ist überwiegend ein Erfolg der Technologie und gut für unseren Planeten. Der Rückgang der PKW-Produktion von 5,52 Millionen im Jahr 2010 auf  3,51 Millionen Stück im Jahr 2020 ist bezeichnend. Die Automobilindustrie ist ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ihr Niedergang könnte für uns Deutsche existentiell sein oder werden. „Deutsche“ Autos werden heute auch in den USA, China, England, der Slowakei, Spanien, Portugal und Belgien hergestellt. Nur einige noch im eigenen Land. Es werden also insgesamt mehr Fahrzeuge hergestellt, jedoch weniger in unserem Land. Kruppstahl ist weltweit synonym für hochwertigen Stahl. Seit langem hat die Stahlsparte in Deutschland jedoch ein wirtschaftliches Problem. Lange Zeit hoffte man bei Thyssen-Krupp auf eine Übernahme durch den indischen Tata-Konzern. Welch ein Beispiel für wirtschaftlichen Niedergang! Nun hofft man auf die Produktion von „Grünem Stahl“ mit Wasserstoff. Thyssen-Krupp hat bereits eine Pauschalzahlung von 500 Millionen Euro von geplanten zwei Milliarden aus Steuergeldern erhalten. Doch Wasserstoff in den benötigten Quantitäten wird so schnell nicht zur Verfügung stehen. Der Abbruch des Projektes droht. Der Konzern wird bei einem Abbruch möglicherweise die bereits ausgezahlten Subventionen nicht zurück zahlen können.2 

3.3.2. Frankreich

Fläche: 547.016 km2 Bevölkerung: 64,5 Mill. Bevölkerungsdichte: 117,9 Einwohner pro qkm

Grafik Wirtschaft Frankreich

Grafik Wirtschaft Frankreich

Noch gravierender als der Rückgang der deutschen Automobilproduktion ist die unseres westlichen Nachbarn. Von 3,29 Millionen im Jahr 1990 viel die Produktion auf 0,92 Millionen PKW im Jahr 2020. Das ist aber nicht wirklich eine Entlastung für die Umwelt, denn ein großer Teil von Renault-Konstruktionen wird nun als Dacia in Rumänien gebaut. Die Kosten für den Umzug hat im Wesentlichen der französische Steuerzahler berappt. Es werden trotz des Schwindens unserer Industrien viel mehr Autos gebaut und benutzt, nur eben nicht mehr bei uns. Wir fahren Fahrrad oder bleiben einfach zu hause. Unsere Gebrauchten mobilisieren überdies in großer Zahl die dritte Welt und Osteuropa.

Grafik Population Frankreich

Grafik Population Frankreich Quelle: FAOStat

An Frankreich kann man aber auch sehen, das der Wirtschaftsabschwung erst mal noch nichts mit der Geburtenzahl zu tun hat, denn die Bevölkerungszahl ist insbesondere durch die geburtenstarken französischen Araber und Afrikaner gestiegen. In den „guten Jahren“ (1960-1975) stieg der Wohlstand gerade durch ein geringes Bevölkerungswachstum, nun sinkt er.

3.3.3. Vereinigtes Königreich

Fläche: 244.013  km2 Bevölkerung: 67,06 Mill.Bevölkerungsdichte: 274,8 Einwohner pro qkm

Wer gedacht hat, uns geht es schlecht, der sollte mal nach Großbritannien schauen. Dort war man uns durch die Eiserne Lady in Sachen Wirtschaftsabschwung deutlich voraus. Margret Thatcher setzte die Wahnvorstellungen ihrer Auftraggeber aus der anglo-amerikanischen Bankenwelt nach ihrer Wahl sofort in Taten um. In kurzer Zeit wurden Millionen Menschen arbeitslos. Aus dieser Zeit stammt ein großer Teil des Soundtracks meines Lebens, geprägt von The Clash, den Buzzcocks  und natürlich von den Sex Pistols. Aber man sieht nun auch, dass dieses „No Future!“ immer mehr zu unserer Devise geworden ist. Von der ruhmreichen englischen Stahl- wie auch der Motorradindustrie jedenfalls ist fast nichts mehr übrig. Mein Opa liebte seine Rudge Ulster – eine Art Kanonenkugel mit Speichenrädern. Meiner Mutter gab er bei ihrer Geburt den englischen Namen Nelli. Fahrzeuge werden heutzutage  auf der Insel von multinationalen Konzernen, wie DAF oder BMW gefertigt. Die gehören im Wesentlichen den etwa 400 reichsten Familien der Erde. Mit Großbritannien haben sie nicht mehr viel gemein. Die glorreiche britische Industrie ist regelrecht auf ein klägliches Niveau abgekackt. Die Bankenwelt Londons braucht heutzutage weder die Industrie noch die Menschen. Für ihre perversen Wetten, und andere die Welt schädigenden Spielchen, brauchen diese abartigen Parasiten keine Bevölkerung mehr. Die stört ihre Kreise nur. Leider ist der überwiegende Teil der Menschheit einfach zu verblödet, um dies auch nur ansatzweise zu bemerken. Man schiebt den fünfzig Jahre währenden Abschwung Großbritanniens auf den Brexit. Wann war der jetzt nochmal? Fünfundvierzig Jahre nach Thatcher!!! Man sollte all die m.E. oft recht manipulativen Medien einmal daran erinnern!

Grafik Wirtschaft Vereinigtes Königreich

Grafik Wirtschaft Vereinigtes Königreich

Japan

 Fläche: 372.313 km2 Bevölkerung: 125 Mill.Bevölkerungsdichte: 335,7 Einwohner pro qkm

Grafik Population Japan

Grafik Population Japan

In Sendungen wie dem Weltspiegel der ARD wurde neben der vermeintlich katastrophalen „Einkind-Politik“ Chinas die Überalterung Japans unserer gutgläubigen Bevölkerung als Popanz vorgeführt. Die Bevölkerungspolitik Chinas führte im Wesentlichen zu grassierendem Wohlstand. Chinesen bereisen inzwischen die ganze Welt. Gehen nun die Japaner am Stillstand der Vermehrung kaputt? Nein! Natürlich ist der Altersdurchschnitt gestiegen, aber ist eine große Zahl von sehr alten Leuten ein Indiz für verfehlte Politik? Mitnichten! Jedes Volk sollte stolz sein, viele alte Menschen beherbergen zu können. Die Graphen zeigen, die Bevölkerung Japans ist stabil. Viehbestände, die aus Not oder wirtschaftlichen Notwendigkeiten gehalten werden mussten, wie Ziegen und Schafe sind massiv zurückgegangen. Die nach wie vor extrem effektive und leistungsfähige Industrie des Landes kann nach wie vor alle sehr gut ernähren.

Grafik Wirtschaft Japan

Grafik Wirtschaft Japan

Die weitgehend linearen Graphen wichtiger Industrie-Daten zeigen Stahl und Fahrzeugproduktion Japans in Stück bzw. Tonnen in etwa gleichbleibenden Werten. Natürlich sind weltweit durch die Inflation die Werte dieser Produktionszahlen gestiegen (grüne Linie). Dies ist in allen Ländern so. Ein PKW kostet durchschnittlich heute dreimal so viel wie vor dreißig Jahren. Die grüne Linie bildet so das Ergebnis der weltweiten Inflation gut erkennbar ab. Allerdings verläuft er in Europa deutlich steiler. Die Menschen finden sich aber mit der massive Geldentwertung ab. Verlief der Graph ihrer Lohnentwicklung nach einer ähnlichen mathematischen Funktion? Sie haben im Wesentlichen die etablierten Parteien zu großen Teilen wiedergewählt. Sie glauben, dass die Wirtschaftsentwicklung wie ein Naturereignis über uns kommt. Diese ist aber das Ergebnis der Börsenspekulation und des Monopolismus. Sie wird von einer sehr überschaubaren Anzahl von Akteuren hervorgerufen. 

Vielleicht haben Sie sich gefragt, warum ich ausgerechnet Ziegen und Kühe in die Statistiken aufgenommen habe. Ich habe dies nicht nur gemacht, um die Ernährungs-Situation aufzuzeigen. Der direkte Vergleich der Ernährungssituation ist oft nur schwer möglich, da die Länder einfach zu unterschiedlich sind. Deutschland exportiert einen großen Teil seines Fleisches, die USA den überwiegenden Teil ihres Getreides. Singapur gar muss den Großteil all seiner Lebensmittel importieren. Dort herrscht aber beileibe keinerlei Not. Die hohe Wertschöpfung insbesondere durch umfassenden Handel mit der ganzen Welt ermöglicht einen hohen Lebensstandard. Nepal dagegen muss etwa die Hälfte seiner Lebensmittel einführen hat aber gar kein Geld. Andere müssen dies bezahlen. Deutschland ist das zweitgrößte Geberland für all die Hilfe für solche Länder in der Welt. Für viele Entwicklungsländer, fast alle afrikanischen Staaten sind die Tierbestände schon sehr aussagekräftig. Zusammen mit den Angaben zu den wichtigsten Getreidesorten können sie „malthusianische Zustände“ in verschiedenen Ausprägungen bestätigen.

Weide in ehemaliger Feuchtsavanne in Äthiopien

Weide in ehemaliger Feuchtsavanne in Äthiopien in der Regenzeit. Durch Überweidung sind im wesentlichen Disteln und giftige Pflanzen übrig. 

Die Tierbestände sind aber auch noch in einem weiteren Aspekt interessant. Sie geben Auskunft über die Ökologie und die mutmaßliche Entwicklung einer Landschaft. In vielen Gebieten wird die Landschaft massiv übernutzt. Die Verwüstung der Länder in der Sahelzone ist keineswegs auf den Klimawandel zurückzuführen, sondern auf Überweidung und Übernutzung. In Äthiopien und Nepal habe ich allerorten durch Übernutzung hervorgerufene Schäden sehen können. Dramatisch ist die Situation in Afghanistan, wo schon seit Jahrzehnten mehr Vieh gehalten wird, als für den Boden tragbar. Die Entwicklung wurde schon vor Jahrzehnten von Ökologen prognostiziert (siehe J. Diamond, Kollaps). In vielen Ländern Afrikas sieht man auch, das mehr Vieh weniger Wildtiere bedeutet. Das Verhältnis Kulturland zu Wildnis strebt immer schneller dem Verhältnis 100 zu 0 entgegen. Das Ende der Wildnis ist in immer mehr Gebieten zu sehen. Die wenigen verbleibenden Nationalparks sind zu klein um die Biodiversität dauerhaft bewahren zu können und wahrscheinlich werden sie sich mit den sich verschiebenden Klimazonen bzw. Mikroklimazonen nicht mitwandern können, denn ringsum ist Kultursteppe. Ein spezielles Thema ist die Haltung von Ziegen. In den allerärmsten Ländern und in ökologisch kollabierten Gebieten sind sie oft die häufigsten Nutztiere. Sie können sich von Abfällen und sogar von Pappe ernähren. Ziegen fressen aber am liebsten Blätter und Triebe. Da wo Hirtenkulturen seit langer Zeit leben, haben sie oft schon vor Jahrhunderten fruchtbare Landschaften in Wüsten verwandelt. Diese katastrophale Situation habe ich vor allem in Äthiopien und in Myanmar gesehen. Diese Länder waren noch vor kurzer Zeit überwiegend mit Wald bedeckt. Nach der Abholzung verhindern nun riesige Ziegenbestände das Nachwachsen von Wald und anderer höherer Pflanzenvegetation. Jedes sprossende Blättchen wird schnell abgerupft.

weiter zu: 4. Der Auswirkungen des Wachstums

Quellen:

1  destatis.de, Page des Statistischen Bundesamtes, 7.10.2024

2  Geisler, Sebastian, Habeck droht XL-Debakel bei Thyssen, Bild, 7.10.2024